Chronik des CJD Bläsiberg in Wiesensteig
Ende der 70er Jahre
Als Ende der 70er Jahre der Bedarf an Kinderkuren zurückging wurde für das 1961 als Stiftung der Kreissparkasse Göppingen ins Leben gerufene Kinderkurheim Bläsiberg eine neue Verwendung gesucht. Eine Zusammenarbeit mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e. V. (CJD) bot sich an. Im Januar 1979 konnte es als Pächter dort einziehen und die Ideen des Gründers Prof. Arnold Dannenmann verwirklichen, jungen Menschen in schwierigen Situationen Geborgenheit und Förderung zu geben.
1979
...war das Jahr, in dem die Massenflucht der Vietnamesen aus der kommunistisch gewordenen Heimat Schlagzeilen machte. Das Schicksal der „Boat People“, die aus seeuntüchtigen, überfüllten Booten ihr Heimatland verließen, rührte die Öffentlichkeit. Etwa 20.000 kamen in die Bundesrepublik Deutschland, darunter viele Jugendliche ohne Familie. Für einen Teil von ihnen wurde das Jugenddorf Bläsiberg eine wichtige Station in der neuen Heimat. Hier bekamen sie nicht nur Unterkunft, sondern auch die Chance für eine berufliche Zukunft. Zunächst galt es die deutsche Sprache zu erlernen und über einen Hauptschulabschluss den Übergang zu weiterbildenden Schulen oder in die Berufsausbildung zu ermöglichen. Insgesamt über 200 Vietnamesen kamen im Laufe von einigen Jahren hierher, lernten das Jugenddorf kennen und schätzen.
1981
Im Bereich Metallwerkstatt wurde ein 1. Ausbildungsjahr für Maschinenschlosser eingerichtet. Für das 2. und 3. Lehrjahr wurden die jungen Vietnamesen zu den Firmen Porsche, AEG, Bosch, Daimler, usw. weiter vermittelt.
1983
Als die Zahl der „Kontingentflüchtlinge“ aus Vietnam zurückging, wurde die Berufsausbildung für Fachwerker ins Leben gerufen. Über 70 junge Menschen, die auf Grund ihrer Beeinträchtigung auf dem Arbeitsmarkt keine Lehrstelle fanden, hatten Gelegenheit durch Unterstützung des Arbeitsamtes sich zum Fachwerker in den Bereichen Gartenbau, Farbe und Metall ausbilden zu lassen.1986 kam die Ausbildung zur Hauswirtschaftshelferin und 2001 zum Beikoch hinzu.
1987
Im ehemaligen Nobelhotel Malakoff in Wiesensteig startet das Projekt Ausbildung zur Bürokauffrau(-mann) und Landschaftsgärtner. Jungen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die im Haus Malakoff auch wohnen, soll durch psychotherapeutische und freizeitpädagogische Betreuung eine Ausbildung ermöglicht werden.
1987
Eröffnung des CJD Jugenddorf Wiesensteig in den Räumlichkeiten des „Alten Forsthofs“. Das Haus dient als Lehrlingswohnheim für die Auszubildenden der baden-württembergischen Bauwirtschaft, die den überbetrieblichen Teil ihrer Ausbildung im Ausbildungszentrum Bau Geislingen absolvieren. Nach anfänglich 34 Plätzen ergab sich im Rahmen der Sanierung 1992-1996 ein Wohnheim für 40 Auszubildende.
1989
Das Alten- und Pflegeheim „Spital zum Heiligen Geist“ in Wiesensteig geht aus städtischer Trägerschaft in die Obhut des CJD über. 42 Seniorinnen und Senioren finden dort Pflege und Betreuung in ihrem 3. Lebensabschnitt.
1991
Einrichtung eines Förderlehrgangs für Jugendliche mit psychischen Beeinträchtigungen oder von der Behinderung bedrohte junge Menschen. Junge Menschen, die psychisch beeinträchtigt oder gefährdet sind, erhalten dabei im Rahmen der beruflichen Rehabilitation die Möglichkeit an einem Förderlehrgang zur Berufsvorbereitung teilzunehmen. Hierfür wurde ein speziell auf den Teilnehmer abgestimmtes Konzept mit Orientierung-, Motivations- und Arbeitstrainingsphase entwickelt.
2003
Einrichtung eines F 2 Lehrganges in Plochingen. 40 jungen Menschen wird durch gezielte fachliche Schulung und pädagogische Betreuung die Integration in Arbeit erleichtert.
2004
Für die Förderlehrgänge gelten ab 2004 neue Fachkonzepte. Die Angebote der Agentur für Arbeit heißen nun Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)
2008
Im Industriepark der ehemaligen Firma KODAK in Mühlhausen mietet das CJD Bläsiberg die dortige Küche mit Kantine. Die Beiköche erfahren hier eine praxisorientierte Ausbildung, indem täglich 300 Mittagessen gekocht werden. Das CJD betreibt von nun an die Betriebskantine und liefert Mittagessen an die Schulzentren in Deggingen und Laichingen sowie an einzelne Kindergärten im Oberen Filstal.
2010
Erstmals werden im CJD Bläsiberg auch Jugendliche aufgenommen, die Hilfen zur Erziehung nach SGB VIII erhalten. Besondere Konzepte und eine Betriebserlaubnis für dieses stationäre Angebot sind notwendig. Jugendämter sind seither Auftraggeber für Hilfen zur Erziehung für junge Menschen, die in der Regel für ihre berufliche Förderung an einer Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen.
2011
Die Ausbildungsangebote Bürokauffrau/-mann sowie Bauzeichner/-in werden 2011 nach Kirchheim/Teck in CJD Im Doschler verlagert. 2012 wird das Haus Malakoff nach 25 Jahren an den Vermieter zurückgegeben.
2012
Aufgrund der Reduzierung von Angebotsplätzen für die BvB werden die
Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen in Kirchheim/Hohenreisach und Bläsiberg/Wiesensteig zusammengeführt. Das CJD Hohenreisach, das bereits seit einigen Jahren zum CJD Bläsiberg gehört, entwickelt sich zum Beruflichen Bildungszentrum und wird damit zum zentralen Standort für die berufsvorbereitenden Angebote.
2012
Das CJD Bläsiberg wird Träger der Schulsozialarbeit am Ländlichen Bildungszentrum in Deggingen
2014
Die baden-württembergische Bauwirtschaft baut in Geislingen auf dem Gelände ihres Ausbildungszentrums ein neues Internatsgebäude. Nach 27 Jahren endet damit die Betreuung der Auszubildenden im Haus „Zum alten Forsthof“ in Wiesensteig. Diese Arbeit wird im neuen Jugendgästehaus in Geislingen fortgesetzt.
2015
Die Ausbildungswerkstätten der Metall- und Malerberufe werden nach Weilheim verlagert. Hierdurch gewinnen diese Ausbildungsangebote an Bedeutung für junge Menschen aus dem Landkreis Esslingen.
Das CJD Bläsiberg ist seit über 30 Jahren eine anerkannte Einrichtung zur beruflichen Rehabilitation nach § 35 SGB III. Jugendliche und junge Erwachsene erhalten hier Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gemäß §§ 112 ff SGB III i.V.m. § 33 und §§ 44 ff SGB IX
Individuelle Hilfen erhalten Jugendliche und junge Erwachsene in Form von differenzierten Angeboten nach SGB VIII – in der Regel in Form von stationären Hilfen zur Erziehung.
Das CJD Bläsiberg tritt heute zusammen mit dem CJD Kirchheim/Teck als gemeinsamer Anbieter in den Landkreisen Göppingen und Esslingen auf. Die Einrichtungen gehören zum CJD Baden-Württemberg im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. (CJD).